Mittwoch, 26.10.2022 I
WIRTSCHAFT IM OSTEN - IMMER MITTWOCHS
 +++ Wie soll die künftige Zusammenarbeit mit China gestaltet werden? +++ VDMA fordert von der EU eine umfassende Chinastrategie +++ Warum der BWA  mehr Kooperation als Konfrontation in deutsch-chinesischen Beziehungen erwartet +++ Weshalb das Thema Zombieunternehmen wieder aktuell wird +++ Warum die Chemie- und Pharmabranche Alarm schlägt - EINLADUNG zur W+M-Club-Lounge am 23. November 2022, 19:00 Uhr, Berlin Capital Club.+++ Was Sie in der W+M-Printausgabe erwartet - eine Einladung zum Blättern +++

Dies und mehr in W+M-Weekly und auf wirtschaft-markt.de.

 
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

es gibt aktuell viele Themen, die in der Politik, in der Wirtschaft und in der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden. Eines davon ist die Verknüpfung der deutschen mit der chinesischen Wirtschaft. Die schlechten Erfahrungen, die aus der Rohstoffabhängigkeit von Russland gemacht werden mussten, haben auch der Diskussion um die Abhängigkeit von der chinesischen Wirtschaft neuen Auftrieb verliehen.  

Laut ZDF-Politbarometer der letzten Woche finden es 84 Prozent aller Befragten sehr wichtig oder wichtig, dass Deutschland wirtschaftlich unabhängiger von China wird. Lediglich 13 Prozent halten das für nicht so wichtig oder überhaupt nicht wichtig. Was nach klarer Ansage klingt, ist in der Praxis nicht so einfach.

Wie soll die künftige Zusammenarbeit mit China gestaltet werden? Der bevorstehende Kanzlerbesuch in Peking, das Ansinnen der chinesische Reederei Cosco, Anteile des Hafenbetreibers HHLA zu übernehmen und sich mit mehr als einem Drittel am Hamburger Containerterminal Tollerort beteiligen, lassen die Diskussion eskalieren. Der aktuelle Kompromiss löst die allgemeinen Unsicherheiten nicht. Hier wird grundsätzliche Klarheit gebraucht, denn selbst in der Wirtschaft gibt es unterschiedlichste Meinungen dazu. Wir haben Beiträge des VDMA Ost und des BWA – Bundesverbands für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft im W+M-Onlinemagazin veröffentlicht und wollen mit Ihnen auf LinkedIn diskutieren.

Bewahren Sie sich einen klaren Blick.
Herzliche Grüße 

Ihr
Frank Nehring.

 
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VDMA Ost: China ist unverzichtbarer Markt für Maschinenbau

Bei einer Betriebsbesichtigung im Unternehmen ruhlamat aus Gerstungen mit Vertretern des VDMA und dem Europaabgeordneten Reinhard Bütikofer (Bündnis 90/Die Grünen) gab es ein klares Statement. 

China ist für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau weiterhin ein unverzichtbarer Markt: der zweitwichtigste Exportmarkt und auch der zweitgrößte ausländische Investitionsstandort. Gleichzeitig ist das Land ein immer größerer Wettbewerber, der nicht immer fair spielt.

Der Sondermaschinenproduzent ruhlamat verfügt auch in China über produzierende Tochterunternehmen und wünscht sich von der Politik mehr Unterstützung, um gegenüber chinesischen Maschinenbauunternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Konkurrenz nehme stetig zu, aber es sei keine Lösung, Abstriche in der Qualität zu machen, um konkurrenzfähige Preise erzielen zu können.

Reinhard Bütikofer entgegnete darauf: 

“Kurzfristig mögen Märkte ‚unverzichtbar‘ erscheinen, aber die russische Erfahrung hat uns gelehrt, dass es manchmal Rahmenbedingungen gibt, die eine Neubewertung erzwingen. Jedenfalls dürfen wir in Deutschland uns auch gegenüber China nicht so abhängig machen, dass wir dadurch politisch erpressbar werden.“

Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft beim VDMA, äußerte die Erwartungen des Maschinen- und Anlagenbaus an die Politik:

“Die EU muss eine umfassende Chinastrategie entwickeln. Gefragt sind Maßnahmen, die zum einen die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa stärken, und zum anderen vor unfairem Wettbewerb aus China schützen. Ziel darf dabei nicht die Abschottung des EU-Marktes sein. Vielmehr müssen vergleichbare Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden.”

Mittelfristig gibt es Ackermann zufolge keinen gleichwertigen Ersatz für das Chinageschäft des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Politik könne jedoch helfen, neue Absatzmärkte über China hinaus zu erschließen, beispielsweise durch eine Reform des Exportfinanzierungssystems und Unterstützung bei Investitionen.

Hier geht es zum Beitrag. 

 
 

Kooperation statt Konfrontation mit China

Michael Schumann, der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft, sprach beim 6. Deutsch-Chinesischen Automobilkongress in Berlin und plädierte für mehr Kooperation statt Konfrontation mit China. Ausgehend vom 50. Jahrestag diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und China im Jahr 2022 bemängelt er die "abhanden gekommene Dialogfähigkeit": 

„Von dieser Dialogfähigkeit scheint in unserer geschichtsvergessenen Zeit bei Teilen unserer heutigen Bundesregierung leider nicht mehr allzu viel übrig zu sein. Das ist bedauerlich, denn wir bräuchten sie heute mehr denn je, auch und gerade, wenn es darum geht, tragfähige Antworten auf Fragen der zukünftigen Ausgestaltung des deutsch-chinesischen Verhältnisses zu formulieren.“

Ungeachtet des Themas „Decoupling“ sei die Tendenz ungebrochen, dass chinesische Unternehmen sich in Deutschland engagieren. 

Die mittlerweile über 2.000 in Deutschland tätigen chinesischen Unternehmen haben nach Angaben der Chinesisch-Deutschen Handelskammer inzwischen mehr als 97.000 Arbeitsplätze hierzulande geschaffen und der Trend bleibt – ungeachtet des medialen Feuerwerks, mit dem versucht wird, ein „Decoupling“ herbeizuschreiben – weiterhin positiv.“

Schumann beklagt die zunehmende Polarisierung und „Skandalisierung“ der Wirtschaftskontakte in Politik und Medien:

„… sie spiegelt nicht nur den tatsächlichen Stand der wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen China und Deutschland nicht wieder – sie läuft auch den tatsächlichen Interessen des Industriestandortes Deutschland entgegen und gefährdet die Existenz von zahlreichen Arbeitsplätzen in Kernbereichen unserer Wirtschaft.“

Hier geht es zu Beitrag

 
 

Die Wirtschaft wird erneut von Zombieunternehmen bedroht

Zombieunternehmen sind Unternehmen, die faktisch unter normalen betriebswirtschaftlichen Bedingungen nicht mehr am Markt agieren würden bzw. schon längst im Rahmen von Insolvenz oder Liquidation ihren Geschäftsbetrieb eingestellt hätten. Es handelt sich in der Regel um Unternehmen, die aufgrund von verdeckten Subventionen oder sonstigen Entlastungen irgendwie weiter existieren konnten – oftmals am Rande der Legalität.

Unser Autor Thomas Uppenbrink erklärt, was es mit den von der Bundesregierung geplanten temporären Änderungen bei Insolvenzantragspflichten auf sich hat.

Sein Fazit:

„Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind aufgrund der bilanziellen Situation am ehesten in der Lage, Geschäftsführungen und Gesellschafter darauf hinzuweisen, dass bereits jetzt Maßnahmen eingeleitet werden müssen, die das Unternehmen vor weiterer Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage und/ oder weiterer Erhöhung der Zinsen krisensicher schützen.

Neben Umstrukturierung und Restrukturierung von Unternehmen sind außergerichtliche Sanierungsmaßnahmen zu prüfen und es ist zu überdenken, ob ein eigenverwaltetes Insolvenzverfahren eine sinnvolle Alternative ist."

Hier geht es zum Beitrag.

 
 

EINLADUNG zur W+M-Club-Lounge am 23. November 2022, 19:00 Uhr, Berlin Capital Club

Thema: Die Chemie- und Pharmabranche schlägt Alarm

Mit meiner Gesprächspartnerin Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin der Nordostchemie-Verbände, diskutiere ich über die aktuelle Situation in der Branche und welche Folgen Beeinträchtigungen für jedermann mit sich bringen: Was verbirgt sich hinter dem sogenannten Dominoeffekt? Was kann, was muss geschehen? Steht die Branche Modell für die gesamte Wirtschaft?

Anmeldungen: events@berlincapitalclub 

 
 
 
Titel WuM-0222 (15)
 

WIRTSCHAFT+MARKT Herbst/Winter 2022
Die nächste Printausgabe erscheint am 31.10.2022. Sichern Sie sich jetzt Ihr persönliches Heft zum Preis von 9,50 Euro, das Porto übernehmen wir. Bestellung an vertrieb@wirtschaft-markt.de.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, können Sie hier einmal blättern, 



 
 


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