Mittwoch, 15.03.2023 WIRTSCHAFT IM OSTEN - IMMER MITTWOCHS
+++ Wie E-DIS-Chef Montebaur die aktuellen Herausforderungen der Energiewende bewertet +++ Warum BWE-Präsident Albers die Bundesregierung bittet, Kurs zu halten +++ Warum der Freistaat Thüringen auf Batterie-Power setzt +++ Weshalb in China die fetten Jahre vorbei sind +++ Was die Digitalisierung in der Übersetzungsbranche vollbringt +++ Was es Neues bei EWE, Tesla, 50Hertz, der Brandenburger Bürgschaftsbank gibt +++
die Energie ist und bleibt das bestimmende Thema in Wirtschaft und Politik. Dabei sind die Positionen auch in der Wirtschaft durchaus divers. Alle sind sich einig, wo es langgehen soll und, dass es schneller gehen muss. Doch damit ist es noch nicht getan. Während der Vorstandsvorsitzende der E.DIS AG Dr. Alexander Montebaur beklagt, dass es noch zu viele Fehlsteuerungen im System gibt, freut ich der Präsident des Bundesverbandes WindEnergie e.V. (BWE) Hermann Albers über die ersehnte Aufmerksamkeit seiner Branche und gibt sich kritisch- optimistisch, wenn er die Bundesregierung auffordert, Kurs zu halten.
Aber es gibt auch andere Themen, die für uns wichtig sind. Wie entwickeln sich die ostdeutschen Bundesländer inmitten der Transformation? Wie gestalten sich wichtige Auslandsmärkte? Dazu haben wir mehrere exklusive Serien gestartet. Nach dem Länderreport Mecklenburg-Vorpommern, haben wir uns nun Thüringen vorgenommen. Brandenburg ist in Vorbereitung.
In Fortsetzung unserer Kooperation mit Germany Trade and Invest (GTAI) veröffentlichen wir Reports zu ausgewählten Ländern. Begonnen haben wir mit China.
"Wer alles leicht nimmt, wird viele Schwierigkeiten haben." Laotse, chinesischer Philosoph
W+M Interview Dr. Alexander Montebaur
E.DIS-Chef Montebaur: „Es gibt zu viele Fehlsteuerungen im System.“
Im W+M-Interview sprachen wir mit dem Vorstandsvorsitzenden der E.DIS AG Dr. Alexander Montebaur über unrealistische Ziele bei der Energiewende, zu hohe Netzentgelte und den Personalmangel in den Genehmigungsbehörden. Hier einige Auszüge daraus:
Auf die Frage, ob das Thema einer gefährdeten Energieversorgungssicherheit nun vom Tisch sei, differenziert Montebaur:
„ Hauptsächlich wurde ja eine mögliche Gasmangellage für den Winter thematisiert. Dieses Szenario war auch keineswegs unrealistisch. Jetzt wissen wir, dass diese Mangellage in diesem Winter nicht eintreten wird, nicht zuletzt durch Einsparungen und die milde Witterung. Deutschland diversifiziert bei den Quellen des Gasbezugs – Stichwort LNG –, trotzdem wird das Thema auch im nächsten Winter wieder relevant sein. Anders sieht es bei der Stromversorgung aus. Hier würde eine Mangellage zu keinem langanhaltenden Versorgungsausfall führen. Ein Blackout hierzulande ist eher unrealistisch, denn ein solches Szenario lässt sich beispielsweise durch kurzfristige Stromabschaltungen vermeiden. Viel bedeutsamer ist hingegen die Frage, wie wir künftig die Stromlücke schließen wollen. Da bin ich wenig optimistisch.“
Geben wir uns gesellschaftlich einer Illusion hin, was den Ausbau der erneuerbaren Energien betrifft?
„Ein Energiesystem, dass 2037 ohne Kohle, Kernenergie und Gas auskommt, wurde in den einschlägigen Studien bereits entwickelt und ist auch technisch vorstellbar. Aber die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz für den forcierten Ausbau von Windenergieanlagen, Photovoltaik-Parks und neuen Stromtrassen und den damit verbundenen Kosten bleibt bisher unbeantwortet.“
Was läuft in der öffentlichen Diskussion falsch?
„Wir müssen unsere Klimaschutzambitionen im globalen Kontext neu bewerten. Hilft es beispielsweise dem globalen Klimaschutz, wenn in Deutschland wegen zu hoher Energiekosten die Industrie abwandert? Solche Fragen werden nicht ehrlich debattiert. Stattdessen wird suggeriert, man könne stabile Preise, Versorgungssicherheit und Klimaschutz problemlos gleichzeitig erreichen. Vielleicht erinnern Sie sich an den ehemaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin, der 2004 prophezeit hatte, das EEG koste den Verbraucher den Gegenwert von einer Kugel Eis im Monat, also 50 Cent im Monat. Heute wissen wir, das EEG hat den Verbraucher 50 Kugeln Eis im Monat gekostet. Wenn dies damals so kommuniziert worden wäre, hätte es keine Akzeptanz für das EEG gegeben. Diese Art der Debatte wiederholt sich nun, indem sich wieder niemand traut, offen über die wahren Kosten zu sprechen.“
BWE-Präsident Hermann Albers: Der Zubau bei der Windenergie wirkt zeitverzögert Im W+M-Interview mit dem Präsidenten des Bundesverbandes WindEnergie e.V. (BWE) Hermann Albers sprachen wir über den aktuellen Ausbau der Windenergie, über die Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren, das Deutschland-Tempo und seine Forderungen an die Bundesregierung.
Kurz zusammengefasst beschreibt Hermann Albers die aktuelle Situation:
„Der Krieg zeigt uns, dass sich Energie als Waffe nutzen lässt. Die Übergangstechnologie Gas ist nun grundsätzlich infrage gestellt. Der Ausbau der Leistungsträger Wind und Solarenergie muss schneller laufen. Die Bioenergie gilt es flexibler ins System zu integrieren.“
…und zum Thema Wasserstoff ergänzt er:
„Und statt über den Wasserstoffhochlauf auf Tagungen und Pressekonferenzen zu sprechen, gilt auch hier: Kurze präzise Genehmigungsverfahren für netzdienlich betriebene Elektrolyseure, die möglichst ans Gasnetz angeschlossen sind. Sie können erstens Strom dann aufnehmen, wenn Wind und Sonne gemeinsam mehr liefern als das Stromnetz aufnehmen kann. Und zweitens steht mit Wasserstoff nicht nur ein hervorragender Energieträger für die Industrie bereit, sondern auch die Basis für ein Backup in der Stromversorgung.“
Die Diskussion um das neue „Deutschland-Tempo“ betrachtet er pragmatisch:
„ Wenn die politische Begriffsdefinition hilft, das Tempo beim Aufbau einer LNG- Infrastruktur auf andere Bereiche zu übertragen, ist die gut. Er darf aber kein Schlagwort bleiben.“
Die Forderungen an die Politik sind klar:
„ Kurs halten. In der Branche ist in den zurückliegenden Legislaturperioden durch das Stop and Go der Gesetzgebung viel Vertrauen verloren gegangen. Vertrauen kostet zugleich immer Zeit. Es braucht jetzt die Sicherheit, dass die durch diese Koalition definierten Ziele bis 2045 auch über die Legislatur hinaus gelten.“
EWE: Wasserstoffkaverne ist fertiggestellt Der Energiedienstleister EWE hat die Solung der Wasserstoff-Testkaverne in Rüdersdorf bei Berlin abgeschlossen. Drei Monate hat die Schaffung des unterirdischen Hohlraums mit etwa 500 Kubikmetern Volumen gedauert. (...)
Tesla in Grünheide mit guter Bilanz Teslas Gigafactory in Grünheide punktet mit beachtlichen Zahlen. Inzwischen arbeiten mehr als 10.000 Mitarbeiter im Werk, wöchentlich werden derzeit 4000 Autos gebaut, also rund 200.000 im Jahr. Auch wenn das Ziel der ersten Ausbauphase noch nicht erreicht wurde, geht es doch rasant vorwärts. Ursprünglich hatte sich Tesla in Grünheide vorgenommen, mit 12.000 Mitarbeitern eine halbe Million Autos im Jahr produzieren. (...)
Bürgschaftsbank Brandenburg verbürgt mehr als 100 Millionen Euro neue Kredite Die Bürgschaftsbank Brandenburg verzeichnet eine wachsende Nachfrage nach Bürgschaften. Getrieben wurde das Wachstum 2022 erneut insbesondere durch Unternehmensnachfolgen und deren hohe Verkaufspreise. Jede dritte ausgereichte Bürgschaft unterstützt eine Unternehmensnachfolge. Erstmals seit 2010 durchbricht das Volumen der neu verbürgten Kredite wieder die 100 Millionen-Euro-Grenze. (...)
LBBW erzielt operativen Gewinn von 901 Millionen Euro Regionalvorstand Oliver Fern sieht die LBBW auch in Ostdeutschland gut aufgestellt: „Die LBBW in der Region Ost hat sich auch im vergangenen Jahr äußerst vertriebsstark gezeigt und ihren Beitrag zum Konzernergebnis geleistet. Wir wachsen auch in der Region Ost weiter. Dazu wird auch unser neuer Standort in Berlin einen Beitrag leisten.“ (...)
W+M Exklusive Beiträge
W+M-Länderreport Thüringen: Der Freistaat setzt auf Batterie-Power gesamt/ Teil 1/3 Der chinesische Batterieproduzent CATL beliefert vom Erfurter Kreuz aus europäische Auto-Hersteller mit Batteriezellen und -modulen. Für die Thüringer Wirtschaftspolitik ist das neue Werk ein Fixpunkt, um die Transformation der Automobilindustrie zu meistern. Die Batterieproduktion soll neben den klassischen industriellen Stärken in der Optik, IT und Medizintechnik die wirtschaftliche Zukunft des Freistaats sichern. (...)
Der Länderreport erscheint als W+M-Serie in drei Teilen:
09.03.2023 Teil 1: Der Freistaat setzt auf Batterie-Power gesamt/ Schwere Zeiten für Automobilzulieferer
16.03.2023 Teil 2: Energiekrise in der Glasindustrie/Luft nach oben bei erneuerbaren Energien/ Logistik-Boom ohne Subventionen
23.03.2023 Teil 3: Optische Industrie mit Weltruf/ IT-Unternehmen auf Kurs/ Medizintechnik made in Thüringen/ Bevölkerung in Thüringen schrumpft
Digitalisierung: Das tut sich in der Übersetzungsbranche Die Digitalisierung macht auch vor der Übersetzungsbranche nicht Halt. Immer mehr Texte lassen sich heute schon maschinell übersetzen. Weitere Tools erleichtern den Übersetzern ihre Arbeit und machen auch die Kommunikation mit dem Auftraggeber einfacher. (...)
W+M Veranstaltungen
Einladung zur nächsten W+M-Club-Lounge am 24. Mai 2023, 19:00 Uhr, Berlin Capital Club, Mohrenstraße 30, 10117 Berlin Frank Nehring diskutiert mit Dr. Joachim Feske zum Thema
Mittelstand retten!
Neue Ideen für die erfolgreiche Unternehmensnachfolge Goldene Zeiten für neue Unternehmer Die zehn häufigsten Stolpersteine bei Unternehmensnachfolgen
Die Club-Lounge ist eine Kooperationsveranstaltung von Wirtschaft+Markt und dem MPW – Forum für Medien, Politik und Wirtschaft im Berlin Capital Club.
Anmeldung:events@berlincapitalclub.de. Teilnehmerbeitrag: 49 Euro inkl. Köstlichkeiten aus Küche und Keller.
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