Mittwoch, 01.03.2023 WIRTSCHAFT IM OSTEN - IMMER MITTWOCHS
+++ Was die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns im W+M-Interview verrät +++ Warum der Fachkräftemangel auch eine Chance sein kann +++ Was IWH-Präsident Gropp gegen die Subventionen für Halbleiterfabriken hat +++ Wie die ostdeutschen Sparkassen im bewegten Jahr 2022 gearbeitet haben +++ Was Nordex in Rostock plant +++ Warum die Zahl der Gewerbetreibenden in Thüringen rückläufig ist +++ Wie es der Agrarwirtschaft und den Automobilzulieferern in MV geht +++ Warum der mangelnde Glaube einer der sechs größten Managementfehler beim radikalen Wandel ist +++
Mecklenburg-Vorpommern stand und steht bei uns im besonderen Fokus. Nicht nur, weil dort beim Bau der LNG-Terminals in Lubmin „Deutschlandgeschwindigkeit“ an den Tag gelegt wurde und wir in dieser Woche den dreiteiligen MV-Länderreport Licht und Schatten an der Küste abschließen, sondern auch, weil die Ministerpräsidentin des Landes Manuela Schwesig W+M ein exklusives Interview gewährte.
Neben vielen anderen Themen sieht auch sie, dass besondere Anstrengungen zur Deckung des künftigen Arbeitskräftebedarfs, gerade in den ostdeutschen Bundesländern, unternommen werden müssen.
Damit im Zusammenhang möchte ich auch auf einen Kommentar von Prof. Joachim Ragnitz verweisen, der unter dem Titel „Modernisierungsschub durch Fachkräftemangel“ dafür plädiert, den Mangel an Arbeitskräften als eine Chance für die Modernisierung der deutschen Wirtschaft zu sehen.
Ich verstehe tatsächlich nicht, warum wir diesem Gedanken in der aktuellen Diskussion so wenig Bedeutung beimessen. Mehr Aufwand gleich mehr Arbeitskräfte, das ist doch ein Glaubenssatz aus vergangener Zeit.
"Die Angst vor einer Gefahr kann manchmal die größte der Gefahren sein." Niccolò Tommaseo, italiensicher Schriftsteller, Politiker und Lexikograph
W+M Interview
Manuela Schwesig: “Mecklenburg-Vorpommern ist in der Zeitenwende Teil der Lösung” Manuela Schwesig, die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern beantwortete W+M Fragen zur aktuellen Wirtschaftssituation im Land, zur Rolle der maritimen Wirtschaft, zum Russland-Verhältnis, zum Fachkräftemangel und zur Digitalisierung in der Verwaltung. Sie bescheinigt Ihrem Land eine stabile Bewältigung der jüngsten Krisen.
Eine besondere Rolle spielte die neuerliche Krise in der maritimen Wirtschaft. Dazu die Ministerpräsidentin:
„Die maritime Wirtschaft ist das industrielle Herz Mecklenburg-Vorpommerns. Deshalb wog die Nachricht der Insolvenz im Januar 2022 auch schwer, allen voran für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Heute können wir sagen: Gemeinsam mit starken Partnern haben wir es geschafft, dass jeder Standort eine neue Perspektive hat. Thyssen Krupp ist neuer Eigentümer der Werft in Wismar. Dort werden zukünftig U-Boote gebaut. In Rostock ist im Januar die Bundeswehr eingestiegen und wird dort in der traditionsreichen „Warnowwerft“ Schiffe der Marine warten, das sichert gut bezahlte Industriearbeitsplätze. Und in Stralsund hat die Stadt das Gelände der MV-Werften übernommen und will dort einen maritimen Industrie- und Gewerbepark entwickeln.“
MV war immer auf ein gutes Verhältnis zu Russland bedacht. Die Russlandtage, lange vor Corona und Ukraine-Krieg, waren auch schon nicht unumstritten. Das Verhältnis zu Russland hat sich nun aber grundsätzlich geändert:
„Der brutale Angriff Wladimir Putins auf die Ukraine hat das Zusammenleben in Europa grundlegend verändert. Er hat die Hoffnung von 1989 zerstört, die Hoffnung auf dauerhaften Frieden auf unserem Kontinent. Die Landesregierung hat sofort nach Beginn des Krieges Konsequenzen gezogen und alle Aktivitäten mit Russland eingestellt. Wer einen anderen Staat überfällt, kann kein Partner für die Zukunft sein.“
Manuela Schwesig steht zur Deutschlandgeschwindigkeit, die Bundeskanzler Scholz zum Maß der Dinge machen möchte, von anderen aber als Blaupause eher skeptisch gesehen wird:
„In Lubmin ist innerhalb weniger Monate ein LNG-Terminal entstanden, das seit Januar einen Beitrag für eine sichere Energieversorgung und bezahlbare Energie in Deutschland leistet. Dabei hat M-V geliefert: Das Projekt wurde zügig und mit notwendiger Gründlichkeit geprüft und genehmigt. M-V ist in der Zeitenwende Teil der Lösung – kurzfristig mit dem Anlanden von Flüssiggas und Öl über Lubmin und Rostock, zukünftig mit den erneuerbaren Energien. Wir wollen unseren Beitrag leisten, damit die neue Deutschland-Geschwindigkeit zur Normalität wird.“
Ragnitz: Fachkräftemangel als Chance Prof. Joachim Ragnitz, der Managing Director des ifo Dresden hat in einem Kommentar (ifo Dresden berichtet, 01/2023, S. 26) einen Perspektivwechsel beim Thema Fachkräftemangel angeregt. Fehlende Arbeitskräfte sollten als Anreiz für einen effektiveren Einsatz der noch vorhandenen Arbeitskräfte sorgen. (…)
IWH-Chef kritisiert Subventionen für Halbleiterfabriken Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, äußerte sich kritisch hinsichtlich der Milliardenförderung für Halbleiterfabriken in Deutschland und plädierte anstelle dessen dafür in Zukunftstechnologien zu investieren und das Fördergeld für Forschung und Entwicklung an den Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen einzusetzen. (...)
OSV-Präsident Weskamp: “Sparkassen haben gut gearbeitet” Die 43 Mitgliedssparkassen haben in dem bewegten Jahr 2022 laut Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) gut gearbeitet. Die Eigenkapitalausstattung ist solide, das operative Geschäft war stabil. Der Geschäftsführende Präsident des OSV, Ludger Weskamp, stellte die Geschäftsergebnisse der Sparkassen vor. (…)
Nordex startet neue Serienproduktion für Windkraftanlage in Rostock Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Schulte hat am vergangenen Dienstag in Rostock gemeinsam mit dem Chief Executive Officer des Unternehmens Nordex SE, José Luis Blanco, offiziell den Beginn der Serienproduktion des neuen Windenergieanlagentyps „Nordex 6.X“ gestartet. (…)
Windenergie: Wir brauchen bei allen Gesetzen den Turbo-Check Der Brandenburgische Landtag verabschiedete das „Gesetz zur Umsetzung des Windenergieflächenbedarfsgesetzes (Brandenburgisches Flächenzielgesetz – BbgFzG)“. Die Regierungskoalition stellt damit die Weichen, um das vom Bund festgelegte Flächenziel für Windräder zu erreichen. Das Brandenburgische Flächenzielgesetz sieht entsprechend der Bundesvorgabe vor, dass jede der fünf Planungsregionen 1,8 Prozent bis 2027 und 2,2 Prozent seiner Fläche bis 2032 für die Nutzung durch Windenergie ausweist. (…)
Tausende Gewerbetreibende gaben 2022 in Thüringen auf Die Zahl der Gewerbeabmeldungen überstieg im vergangenen Jahr in Thüringen die der Anmeldungen. Das geht aus Zahlen des Statistischen Landesamtes hervor. Danach standen im vergangenen Jahr den 10.814 Anmeldungen insgesamt 11.056 Gewerbeabmeldungen gegenüber. 2021 hatte es noch ein umgekehrtes Verhältnis gegeben. (…)
W+M Exklusive Beiträge
W+M-Länderreport Mecklenburg-Vorpommern: Licht und Schatten an der Küste / Teil 3 Abschluss Die Wirtschaftsbilanz Mecklenburg-Vorpommerns fiel 2022 durchwachsen aus. Einer Erholung im Tourismus und einigen Neuansiedlungen auf der Habenseite standen die Turbulenzen der Werftenkrise gegenüber. Hoffnungsträger der Zukunft soll nun die Wasserstoffwirtschaft werden. W+M startet mit diesem Beitrag eine Länderreport-Serie. Die ersten drei Teile betrafen Mecklenburg-Vorpommern. (…) Der nächste Länderreport wird sich Thüringen widmen.
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