W+M sprach mit Brandenburgs Wirtschaftsminister Prof. Jörg Steinbach über Ansiedlungserfolge in Brandenburg, den Industriestrompreis, Subventionen für die Industrie und die Sorgen des brandenburgischen Handwerks. Während alle Bundesländer deutschlandweit beim BIP (Veränderung 1. HJ 2023 zu 1. HJ 2022) um die null Prozent liegen, wartet Brandenburg mit sechs Prozent Wachstum auf. Neben dem Tesla-Effekt sieht er allerdings weitere Hoffnungsträger: „Hoffnung geben die Entwicklungen rund um das Thema moderne Mobilität. Die BASF plant bereits jetzt, ihre Produktion von Kathodenmaterialien für die Elektromobilität in Schwarzheide auszubauen, weil die ursprüngliche Kapazität schon durch die Nachfrage zu 100 Prozent ausgelastet ist. Air Liquide hat in Schwarzheide eine Luftzerlegungsanlage in Betrieb genommen, um BASF neben Sauerstoff auch CO2-freie Druckluft bereitzustellen. Im Bereich nachhaltige Mobilität haben wir nach wie vor viele Investorenanfragen. Ich zähle auch die Luft- und Raumfahrt zu den Hoffnungsträgern. Dort haben wir innovative Unternehmen wie etwa die APUS GmbH, die in Strausberg wasserstoffgetriebene Flugzeuge baut.“ Allerdings sorgt sich Steinbach um kleine und mittlere Unternehmen, allen voran das Handwerk. Seine Einschätzung: "Nicht unbedingt wegen der Auftragslage, sondern vor allem wegen des Mangels an Fach- und Arbeitskräften. Junge Menschen zieht es heute verstärkt in die Zukunftstechnologien. Für das traditionelle Handwerk ist es zunehmend schwerer, seine Arbeitsplätze qualifiziert zu besetzen." Aber letztlich sieht er das ganz pragmatisch: „Da ist es die Herausforderung für den Mittelstand, Arbeitsstellen zu attraktiven Konditionen zu bieten.“ Steinbach gehört zu den Unterstützern eines Industriestrompreises, allerdings muss er seiner Meinung nach „… an Bedingungen geknüpft sein. Es kann nicht sein, dass wir die Unternehmen subventionieren und diese dann etwa Investitionen für die Transformation zurückstellen. Der Bezug des subventionierten Strompreises muss daher an Transformationsaktivitäten geknüpft sein.“ Die Freude über die Großansiedlungen in Ostdeutschland ist groß, zumal wohl weitere bevorstehen: „Bei Großansiedlungen bin ich optimistisch, dass es innerhalb der nächsten zwölf Monate vielleicht noch eine oder zwei Erfolgsmeldungen geben wird. In 2022 haben wir 1,8 Milliarden Euro Direktinvestitionen in Brandenburg erzielt, in diesem Jahr waren es bis August bereits 1,5 Milliarden.“ Allerdings sieht er auch gewisse Grenzen: „… wir stoßen als Länder auch an unsere Grenzen, weil wir einen beträchtlichen Teil der Subventionen selbst tragen müssen. Das belastet substanziell die Länderhaushalte. Da müssen wir uns fragen, wie wir das künftig in Deutschland regeln wollen.“ Mehr zu den Themen Windkraft, Solarenergie und Wasserstoff in Brandenburg und zur Entwicklung in der Lausitz und in Schwedt lesen Sie im ausführlichen Interview im W+M-Onlinemagazin.
|