Deutschland nach der Sommerpause: Die Gesellschaft ist gespalten, die Wirtschaft verunsichert, aber die Ampelregierung ist optimistisch, Obwohl wir überall Weltmeister sein wollen, sind wir Bummelletzter beim BIP-Zuwachs unter den größten Volkswirtschaften. Wie konnte das denn passieren? Wir haben den Wirtschaftsforscher Prof. Joachim Ragnitz vom ifo Dresden gefragt. Seine Antworten stimmen nicht gerade optimistisch, denn
„Deutschland hat nicht nur ein konjunkturelles Problem; die Probleme liegen tiefer und haben sich schon seit langem so aufgestaut.“ „Die Wirtschaftspolitik agiert nicht glücklich, und das lähmt die privaten Investoren. Leider ist auch keine wirkliche Besserung in Sicht.“ Die Inflation ist nicht schuld, sagt Ragnitz:„Die Inflation ist nur Symptom, nicht Ursache der aktuellen Wachstumsschwäche“ Die aktuelle Situation ist also komplizierter, als oft kommentiert. Entscheidend ist aber, dass nun alle verstehen, was zu tun ist. Dieser Hoffnung widerspricht Ragnitz vehement und betont das Gegenteil: „Wenn der Bundeskanzler davon spricht, dass ein zweites „Wirtschaftswunder“ bevorstehe oder der Wirtschaftsminister die durch Subventionen herbeigeführten Standortentscheidungen großer Halbleiterhersteller als Zeichen für die heimische Standortqualität interpretiert, muss man sich wirklich an den Kopf fassen.“ „Und wenn manche Politiker aus der Opposition, aber auch aus den Regierungsparteien jetzt Konjunkturprogramme fordern, zeigt dies, dass auch sie den primär angebotsseitigen Charakter der aktuellen Schwierigkeiten in Deutschland nicht wirklich erkannt haben.“ Was wirklich zu tun ist, welche Baustellen es zu beheben gibt, spricht Ragnitz an, allerdings ist auch hier sein Fazit finster: „Leider sehe ich im politischen Raum niemanden, der diese Probleme tatsächlich angeht – Folge auch der allgegenwärtigen Dreierkoalitionen, bei denen Partner mit höchst ungleichen politischen Interessen miteinander kooperieren müssen. Eine angebotsorientierte „Agenda 2030“, analog zur Agenda 2010 des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, das ist wohl das, was Deutschland heute braucht.“
Und was heißt das für Ostdeutschlands Wirtschaft? Lesen Sie das ganze Interview im W+M-Onlinemagazin.
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